Dies Domini – 2. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C
Vielleicht ist es eine etwas „anrüchige“ Kronzeugin, die da von einer großen Programmzeitschrift zitiert wird: „Zu viel von einer guten Sache kann wundervoll sein“, so schreibt es die HÖRZU der amerikanischen Filmschauspielerin und Broadway-Star Mae West zu.
Aber sie trifft mit diesem Satz einen Kerninhalt der Lesungen dieses Sonntags, der uns vor allem bei Jesaja und im Evangelium bei Johannes begegnet. Heute geht es nämlich einmal nicht um Wachsamkeit, Buße und Zucht und Maß, sondern um Freude und Überfluss. Jesaja vergleicht die Liebe des Bräutigams zu seiner Braut mit der Liebe Gottes zu den Menschen, die in der Stadt Jerusalem versammelt sind, er preist diese Stadt in dem er sagt:
„Du wirst zu einer prächtigen Krone in der Hand des Herrn, zum königlichen Diadem in der Rechten deines Gottes.“ (Jes 62,3)
Und Johannes berichtet dann von dem ersten Wunder, das der Herr bei Beginn seines öffentlichen Auftretens tut: Die Weinverwandlung bei der Hochzeit zu Kana. Kein „erbsenzählerhaftes“ Maßhalten, sondern eine Hochzeit, bei der die Gäste offenbar schon reichlich dem guten Wein zugesprochen hatten, denn er war vollständig ausgegangen. Und was erwartet die Gäste nun, da der Herr von seiner Mutter um Hilfe gebeten wird? Zwar zunächst eine etwas brüske Zurückweisung:
„Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ (Joh 2,4)
aber dann doch sechshundert Liter eines köstlichen Weins, noch besser als jener, der bisher als Festwein bei der Hochzeit verzehrt worden war, den der Herr als Angeld des himmlischen Jerusalems für die Gäste bereitstellt, nicht um sie nippen zu lassen, sondern, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. Denn das lassen wir uns doch so oft vorhalten, das Maßhalten, das Überlegte und Kalkulierte, das Angemessene. Und das ist auch sicher oft sehr gut und die blinde Völlerei und Trunksucht sicher nicht der bevorzugte Weg ins Himmelreich, aber manchmal darf man doch auch in der Freude der Kinder Gottes über die Stränge schlagen, darf wissen und wissen lassen, dass Zucht und Maß sicher Tugenden sind, aber doch die mindersten der Kardinaltugenden, lange nicht so bedeutend wie die anderen, die Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit und erst recht nicht wie die göttlichen drei: Glaube, Hoffnung und Liebe.
Ich bin sicher, dass uns Johannes nicht von ungefähr, nicht zufällig, dieses Wunder als erstes Zeichen der Göttlichkeit Jesu berichtet und dass die göttliche Herrlichkeit, die in diesem Menschen Jesus sichtbar wird, eine Herrlichkeit ist, von der er freigiebig weiterschenkt, die ausgerechnet bei dieser Feier der Hochzeit zu Kana in Galiläa offenbar wird.
Dass es auch in Ihrem Leben Momente tiefen Glücks und überschwänglicher Freude gibt und sie so richtig, wenn auch nur im Ausblick, erfahren dürfen, dass nur das ungemessene Glück das letzte, wahre Glück sein kann, das wünsche ich Ihnen, diesmal von ganzem Herzen
Ihre Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
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